Interview mit Wehrführer Arno Goldhausen

Zum Start unseres Weblogs möchten wir den „Chef“ der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn, Arno Goldhausen, zu Wort kommen lassen. Wer ist das? Welche Aufgaben erfüllt seine Einheit und was kann er Interessierten sagen? Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen.

Arno Goldhausen stellt sich den Fragen des Redaktionsteams.

Arno, bitte stell‘ Dich doch zu Beginn des Interviews mal kurz vor.

Arno: Ich bin 57 Jahre alt. Seit 1980 bin ich Mitglied in der Feuerwehr. Meine Berufsausbildung ist Maschinenbaumechanikermeister, zudem habe ich eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit absolviert. Im Unternehmen bin ich auch als Brandschutzbeauftragter tätig.

Im Alter von 17 Jahren bin ich in meiner Geburtsgemeinde Bannberscheid in die dortige Freiwillige Feuerwehr eingetreten. Neben meinen damaligen Hobbys Musizieren, Singen und Handball spielen kam die Tätigkeit in der Feuerwehr als ehrenamtliches Engagement hinzu. Im Laufe der Jahre bis heute haben sich meine Arbeit in der Feuerwehr und die damit verbundenen Aufgaben als einziges Hobby herauskristallisiert. Seither engagiere ich mich voll und ganz für die Feuerwehr.

Seit meiner Bestellung als Feuerwehrmann 1982 habe ich mich kontinuierlich weiterbilden können. 1993 habe ich die Gruppenführerausbildung absolviert und bin anschließend zum Brandmeister ernannt worden. Die Zugführerausbildung schloss sich 1995 an. Von 1996 bis 1999 war ich stellvertretender Wehrführer. Im Jahr 1999 habe ich die Aufgabe des Wehrführers der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn übernommen. Im gleichen Jahr wurde ich zum Hauptbrandmeister ernannt.

Im Laufe der Jahre konnte ich zudem diverse Fachausbildungen, u.a. zu den Themen Gefahrstoffen oder Brandbekämpfung, besuchen.

Gib‘ uns doch bitte mal einen Überblick über die Einheit Siershahn. Wie viele Mitglieder hat sie, wie ist sie technisch ausgerüstet und welche Aufgaben erfüllt sie?

Arno: In ländlichen Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte, ausgedehnter Infrastruktur und viel Industrie, wie es im südlichen Westerwald vorkommt, ist es wichtig, eine gut aufgestellte freiwillige Feuerwehr vor Ort zu haben. Die Feuerwehreinheit Siershahn bildet eine der beiden Stützpunktwehren innerhalb der Verbandsgemeinde Wirges. Der Löschzug Siershahn hat diese Stellung schon lange Jahre inne. In früheren Zeiten neben der Feuerwehr Wirges, heute bildet den zweiten Löschzug die Einheit Dernbach.

Die Feuerwehr Siershahn ist ausgerüstet mit fünf Fahrzeugen, die einem erweiterten Löschzug entsprechen. Dieser deckt die Aufgaben des Brandschutzes als auch der technischen Hilfeleistung ab. Auch eine besondere Ausrüstung zur Bewältigung von Erstmaßnahmen bei Gefahrstoffunfällen gehört zur Ausstattung.

Die Mitgliederzahl im Löschzug beträgt aktuell über 45 Männer und Frauen. In der Jugendfeuerwehr zählen wir 12 Mitglieder. Abgerundet wird die Generationenvielfalt durch 16 Alterskameraden.

Umfasst das Einsatzgebiet ausschließlich Siershahn oder wo wird die Feuerwehr Siershahn eingesetzt?

Arno: Aufgrund ihrer Stellung als Löschzug und Stützpunktwehr wird die Einheit Siershahn je nach Alarmstichwort laut Alarmplan in nahezu jeder Gemeinde innerhalb der VG Wirges tätig. Zudem rückt sie mit Drehleiter und TLF vor allem bei Bränden auch in die VG Wallmerod aus. Im Erstalarm insbesondere in die Orte Meudt, Niederahr, Oberahr und Ettinghausen. Je nach Schadenslage wird auch überregional Hilfe geleistet. Als Beispiel seien hier der Großbrand in Diez im Mai 2020 oder Großeinsätze in den anderen Nachbargemeinden, wie Ransbach-Baumbach oder Montabaur genannt.

Zudem gehören die Bundesautobahnen 3 und 48 in Teilabschnitten zum Einsatzgebiet. Ebenso die ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt. Hier werden in Einsatzfällen gemeinsam mit anderen Wehren aus dem unteren Westerwaldkreis mehrere Tunnelabschnitte sowie freie Streckenabschnitte betreut.

Das MZF1 der Feuerwehr Siershahn auf einem der ICE-Rettungsplätze. Im Hintergrund ein vorbeifahrender ICE.

Innerhalb der Verbandsgemeinde ist Siershahn an den meisten Alarmierungen beteiligt. Geht es immer spektakulär und aufregend zu oder wie kann man sich die Einsatzabläufe vorstellen?

Arno: Nein, wirklich spektakulär geht es in den seltensten Fällen zu. Die meisten Alarmstichworte, die die Kameraden zum Einsatz rufen, relativieren sich bereits auf der Anfahrt zum Einsatzgeschehen, sobald erste Lagemeldungen eintreffen.

Natürlich kommt die Einheit Siershahn aufgrund ihrer Ausrüstung auch zu Schadenslagen, die nicht unbedingt alltäglich sind. Aber Aufregung ist hier der falsche Weg. Positive Angespanntheit mit klaren Gedanken ist dann gefordert. Aber das kommt zum Glück nicht allzu oft vor.

Neben Deiner Funktion als Wehrführer bist Du gleichzeitig auch Vorsitzender des Fördervereins der Freiw. Feuerwehr Siershahn e.V. Was stellt für Dich ein gelungenes Vereinsleben dar?

Arno: Der Förderverein mit seinen rund 120 Fördermitgliedern unterstützt den Löschzug in vielerlei Hinsicht, u.a. durch Sachspenden. Da dies unmittelbar mit der technischen Arbeit der Feuerwehr zu tun hat, ist es von Vorteil, diese Ämter in Personalunion darzustellen.

Neben den feuerwehrtechnischen Aufgaben stellt natürlich auch die Kameradschaftspflege einen wichtigen Punkt dar. Zu den vereinsinternen Veranstaltungen gehören neben Grillabenden das Familiensommerfest, bei dem sich Frauen und Kinder der Kameraden treffen, eine Weihnachtsfeier, Wanderungen oder Ausflüge und Besuche verschiedener Feuerwehrfeste. Hierbei werden natürlich in geselliger Runde Freundschaften gepflegt sowie der generationenübergreifende Austausch von Jugendfeuerwehr, aktiver Mannschaft und der Altersabteilung gefördert.

Welche Rolle spielt die Feuerwehr im gesellschaftlichen Zusammenleben der Ortsgemeinde Siershahn?

Arno: Die Feuerwehr unterstützt direkt oder über den Förderverein die Ortsgemeinde sowie den Vereinsring bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Kirchweihfest, dem Adventsmarkt, dem St. Martins-Umzug oder auch bei Gedenkveranstaltungen wie dem Volkstrauertag. Zum Musikverein Siershahn pflegen wir ein besonderes freundschaftliches Verhältnis. Bei Veranstaltungen unterstützen wir uns gegenseitig. Sei es durch Musizieren des Musikvereins beim Feuerwehrwest oder die Bewirtung durch den Feuerwehrverein bei Konzerten des Musikvereins. Bei unserem Tag der offenen Tür präsentieren wir uns regelmäßig der Öffentlichkeit und locken damit viele Besucher. An diesem Tag nutzen wir die Gelegenheit zu zeigen, wer wir sind und wie wir ausgestattet sind. Wir versuchen aber natürlich bei diesen Gelegenheiten auch, aktive oder fördernde Mitglieder zu gewinnen.

Wie können Interessierte, insbesondere Frauen oder Quereinsteiger, den Weg in die Feuerwehr finden?

Arno: Mit unseren Werbeaktionen aktuell und in den letzten Jahren und auch mit diesem Weblog wollen wir ja dafür sorgen, dass die Arbeit und das Engagement in der Feuerwehr Siershahn in der Bevölkerung präsenter wird. Wer sich interessiert, kann sich über das Amtsblatt, unseren Internet- oder Social Media-Auftritt informieren.

Wer sich engagieren will, kann gerne Kontakt zu uns aufnehmen – z.B. über unsere E-Mail-Adresse info@feuerwehr-siershahn.de – oder in einer unserer Übungen vorbeischauen.

Was sollten Interessierte noch über die Arbeit der Feuerwehr wissen?

Arno: Selbstverständlich sind wir froh über Jede und Jeden, die sich zum aktiven Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr bereit erklärt. Keine Rolle spielen Geschlecht, Herkunft, Religion oder ähnliche Merkmale. Technische Vorkenntnisse sind zwar von Vorteil aber nicht zwingend notwendig. Experten aller Fachrichtungen werden gebraucht. Das feuerwehrtechnische Fachwissen wird durch Übungen und Ausbildungen schrittweise vermittelt.

Natürlich heißt es freiwillige Feuerwehr. Mit dem Eintritt übernimmt man aber auch eine Verantwortung gegenüber Mitbürgerinnen und -bürgern. Sobald man sich zum Feuerwehrdienst verpflichtet hat, gilt es an Übungen, Fortbildungen und Einsätzen teilzunehmen. Hinzu kommt, dass unsere Ausbildung vom Grundsatz her den Ausbildungen der Berufsfeuerwehrleute entspricht. Der große Unterschied ist, dass wir zwar weniger Einsätze erleben, allerdings 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr in Bereitschaft sind. Ein Einsatz kann zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen. Dass die Feuerwehr in entsprechender Anzahl an Einsatzkräften zum Einsatz ausrückt, darauf vertraut jeder Bürger.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Arno: Für die Zukunft wünsche ich mir in Anbetracht meines Alters, dass wir zum Ende meiner Amtszeit einen guten Übergang zu einer neuen Wehrführung bekommen, die die Feuerwehr Siershahn in meinem Sinne weiterführt. Dass es generationenbedingt neue Ansätze und neue Vorstellungen geben wird, ist klar. Jedoch wünsche ich mir, dass die nächsten Jahrzehnte dann genauso erfolgreich gestaltet werden, wie die bald 25 Amtsjahre meinerseits. Diese werde ich übrigens zum 125-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Siershahn 2024 erreicht haben.

Danke für das ausführliche und informative Interview, Arno. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg als Wehrführer sowie 1. Vorsitzender.